Künstliche Intelligenz (KI) ist in der Wittlicher Bäckerei schon mehrere Jahre im Einsatz. Das System berechnet das ganze Jahr über, wie viele Brötchen, Brote oder Nussecken gebacken und ausgeliefert werden müssen.
Dafür verwendet der Computer große Mengen an Daten und lernt weiter dazu. Die Ergebnisse werden dabei immer genauer.
„Über die Jahre hat die KI bei uns im Unternehmen viele Erfahrungswerte gesammelt“, sagt Linden. Zum Beispiel, welche Waren von den Kunden wann gekauft werden. So wissen die Bäcker jetzt, was in warmen oder kalten Jahreszeiten besonders beliebt ist und was nicht. „Ferien spielen eine große Rolle, aber auch Feiertage. Auch muslimische Feiertage oder jüdische Feiertage“, sagt Linden.
Weniger Nachtarbeit wegen KI
Für Holger Linden und seine Bäckerei bringt das viele Vorteile und es spart Geld. Es wird nur so viel produziert, wie auch verkauft wird, weil die Anzahl der benötigten Brote und Brötchen für die 15 Filialen genauer berechnet werden kann. Und nicht nur das: Die Arbeit, die in vielen Bäckereien nachts erledigt werden muss, kann in der Wittlicher Bäckerei jetzt am Tag erledigt werden. Denn in der Backstube muss niemand mehr darauf warten, dass die Bestellungen aus den Filialen kommen. Das alles war früher der Fall, sagt Linden. Heute berechnet der Computer zeitnah, welche Waren gebaucht werden und wie viele davon.
Das übergeordnete Ziel war eine Umsatzsteigerung um 10 Prozent bei gleichbleibender Retourenquote.
Im letzten Projektzyklus (Herbst 2021) wurden die Bestellungen von Kuchen für alle Filialen auf PROGNOS umgestellt.
Die größte Herausforderung bestand darin, den Kuchenplan alle 4-6 Wochen aufgrund saisonaler Obstsorten wie Kirschen, Erdbeeren und Pflaumen anzupassen.
Das Ziel war es, trotz dieser Herausforderung eine ausgewogene Kuchenauswahl für jede Filiale zu gewährleisten und gleichzeitig die Retourenquote im Blick zu behalten.
Im Verlauf des Projekts wurden die PROGNOS-Einstellungen überarbeitet und der Kuchenplan erweitert. Eine Auswahl an Kuchengruppen wurde hinzugefügt, um die Genauigkeit des Systems zu verbessern. Anstelle der bisherigen zwei großen Kuchengruppen, „Ungekühlt“ und „Gekühlt“, wurden nun mehrere spezifischere Kuchengruppen eingeführt. Beispielsweise wurde für saisonale Kuchen eine separate Gruppe geschaffen, in der Rhabarberkuchen ab Juni durch Erdbeerkuchen ersetzt wird, während die Programmierung gleich bleibt.
Gemeinsam mit der sancofa AG, dem Hersteller unseres Bestellsystems, wurden die Ergebnisse ausgewertet. Dank einer lösungsorientierten Arbeitsweise konnten zahlreiche Anpassungen vorgenommen werden. Die konstruktive Zusammenarbeit wurde sehr geschätzt.
Da die positiven Argumente überwogen haben, wurde der automatische Kuchenplan in allen Filialen eingeführt.
Jochen Baier ist weit über die Grenzen von Herrenberg hinaus bekannt. Er entstammt einer 200 Jahre alten Bäcker-Dynastie und ist sogar Backweltmeister! Trotzdem bleibt er seiner Heimatstadt treu und hat dort ein erfolgreiches Bäckereiunternehmen etabliert.